Geschichte

Gründung als Sektion Flugmodellsport der GST- Grundorganisation des ZFK Rossendorf

Die Gründung unseres Vereins ist offiziell mit dem Jahr 1967 datiert - damals erhielten wir als Modellfluggruppe von der Leitung des Zentralinstituts für Kernforschung einen Vertrag über die Nutzung von Räumlichkeiten in unserer Wohnsiedlung Rossendorf. Das sollte bald Wirkung zeigen: Zu den einstigen zwei "Kellerbauern" kamen rasch weitere Erwachsene, die früher ebenfalls Modellbau betrieben hatten, und es gesellten sich die ersten Jugendlichen dazu. Fachlich wählten wir den Fernlenk- Modellflug, dabei mußten es natürlich unbedingt Motormodelle sein, die wir am Himmel entlang schicken wollten....

Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: um dieses Ziel zu erreichen, war nicht nur der eigentliche Bau der Modelle nötig, auch die Fernsteuerkomponenten mussten selbst (nach-) entwickelt und hergestellt werden, und obwohl auf diese Weise das Verhältnis von Flug- zu Ausrüstungszeit nur im Prozentbereich lag, führte jeder gelungene Flug - vor allem aber: jede gelungene Landung! - zu kaum vorstellbarer Hochstimmung.

Nach ernüchternden Erfahrungen in der Klasse Motorkunstflug wandten wir uns dem RC- Segelflug zu. Hier gefiel uns nicht nur das zerstörungsärmere Fliegen, wir entdeckten auch bald die Reize, die dieser Klasse sowohl in fliegerischer Hinsicht - Thermik finden und auskurbeln -  als auch auf technischem Gebiet innewohnte. Insbesondere die Mitte der 70er Jahre von der FAI eingeführte Klasse F3B war eine ausgesprochene Herausforderung an alle Segelflug- Enthusiasten und sollte später ihre Auswirkung auch auf unsere Tätigkeit haben.

Zunächst jedoch fanden wir es wichtig, das Freizeitangebot für die etwa 100 Kinder unseres kleinen Wohngebietes  - seinerzeit verkehrstechnisch noch nicht so gut an die Stadt Dresden angebunden, wie heute - zu erweitern. Wir öffneten ihnen deshalb die inzwischen brauchbar eingerichtete Werkstatt mit einer Arbeitsgemeinschaft Modellbau, wobei es fürs erste um die Handhabung von Werkzeug und den Umgang mit Holz ging: vom Vogelhäuschen über Weihnachtsstern bis hin zum kleinen Boot reichten die Wünsche, und ein jeder war stolz, etwas selbst fertiggebracht zu haben. Ganz vorsichtig schoben wir den Bau unkomplizierter Freiflugmodelle nach, und ehe wir es uns versahen, war eine Gruppe von 10 bis 15 Kindern und Jugendlichen zusammen, mit der wir in der zweiten Hälfte der 70er Jahre zu vielen Bezirks*) - und DDR- Wettkämpfen in der Altersklasse Schüler und Jugendliche fuhren. Hier liegt der Grundstein für die Jugendarbeit, der sich unser Verein bis heute verschrieben hat.

Die oben erwähnte Einführung der Klasse F3B brachte auch bei uns einiges in Bewegung. So war zum einen die Frage zu beantworten, mit welchen Profilen die widersprüchlichen Disziplinen Thermikflug, Streckenflug und Geschwindigkeitsflug überhaupt erfüllt werden konnten, und zum anderen suchten wir nach einer Flügeltechnologie, die ein Profil genau genug zu bauen gestattete.

Ende der 70er Jahre wurden erstmals die Vermessungsergebnisse von EPPLER- Profilen bekannt [1], [2], deren Profilpolaren bis dato nur berechnet vorlagen. Nun war es möglich, praxisnah die für die drei Disziplinen interessanten Parameter Sinkgeschwindigkeit, Gleitzahl und Vorwärtsgeschwindigkeit unter verschiedenen Randbedingungen zu bestimmen und darüber hinaus Angaben für eine sinnvolle Flügelgeometrie zu liefern [3]. Diese computergestützte Bewertung führten wir auch später noch für viele interessante Profile durch, sobald deren im Reynoldszahlen-Bereich für Flugmodelle erfolgten Vermessungen bekannt wurden.

Hinsichtlich der Technologie-Problematik suchten wir nach einer Alternative zu der von der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Modellsegelflugentwicklung (AME) vorgestellten Negativbauweise mit ausgeschäumtem Tragflügel. Wir entwickelten schließlich die aus dem Segelflugzeugbau bekannte Sandwichbauweise (erstmalig angewandt beim Segelflugzeug FS24 Phönix, 1957) für den Modellflugbereich weiter [4]; diese gehört heute im Leistungsflug international zur Standardbauweise. Auf diese Arbeit sind wir ganz besonders stolz.

Wettkampfausrichtung und sportliche Erfolge

Es brauchte seine Zeit, ehe wir unseren Jungen den Übergang vom Frei- zum Fernlenkflug schmackhaft machen konnten. Obwohl die technischen Voraussetzungen dafür gegeben waren - mit der start dp4 stand inzwischen eine industriell gefertigte Proportionalanlage zur Verfügung - nahmen sie noch längere Zeit an Freiflugwettkämpfen teil und erreichten zumindest bei Wettkämpfen**) im Bezirksmaßstab oftmals vordere Plätze.

Andererseits gab uns die Beschäftigung mit der Klasse F3B Anlass auch zur Organisation entsprechender Wettkämpfe, ab Ende der 70er Jahre richteten wir solche auf dem Segelflugplatz Pirna im Bezirks- und DDR-Maßstab aus. Von den  Jugendlichen, die in diese Klasse eingestiegen waren, brachte den besten Erfolg für unsere Gruppe 1978 Dietmar Aniol heim: er errang den 3. Platz, Altersklasse Jugend, zur DDR- Meisterschaft in Pasewalk.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands blieben wir der Klasse F3B mit der jährlichen Ausrichtung eines DAeC-Wettbewerbs bis 1996 treu. Wir beendeten diese Veranstaltungen, weil kein einziger Vertreter Sachsens mehr daran teilnahm und starteten einen Neubeginn ab dem Jahr 1998 mit dem ersten Wettbewerb in der Klasse F3J. Hier gab es auch bei unseren Jugendlichen wieder Interesse; 3 bis 5 von ihnen fahren deutschlandweit zu den Wettbewerben. Als Erfolge können wir hier nennen:

 1. PlatzJugend, Nordpokal 1997 für Steffen Wolrab
 2. PlatzSenioren, Wien-Günselsdorf 1999 für Max Stauß
 6. PlatzJugend, Pirna 2001, für Robert Aniol
 In gewisser Weise an F3J angelehnt:
 3. PlatzDM-F3B-E/ Jugend,1999 Uetze für Sebastian Fröbel

Die Basisklasse jedoch, an die wir heute jeden Anfänger heranführen, ist für uns ab 1991 das Elektrofliegen geworden. Diese Klasse verschaffte uns auch einen Effektivitätssprung in der Schulung: die simple Umschaltbarkeit von Motorsegler (Höhengewinn) zu Segler (Thermiksuche) mit der gegenüber dem Segler langen Flugzeit, bietet aus unserer Sicht die ideale Möglichkeit, dem Anfänger das Fernlenken beizubiegen. Mit vier lokalen, nach den Regeln der DAeC-Luftsportjugend (EuroCup/electric class) ausgeschriebenen Wettbewerben auf unserem Vereinsflugplatz geben wir dem Anfängern eine gute Möglichkeit, sich an den Wettkampfstress zu gewöhnen. Der Fortgeschrittene andererseits nimmt erfahrungsgemäß daran teil, weil ihm noch mit seinem Einfach-Modell der sportliche Vergleich ermöglicht wird, und dies im Übrigen auch außerhalb Sachsens.

Zu der jährlichen Trainings- und Freizeitwoche mit dem abschließenden Lilienthal-Jugendwettbewerb in allen EuroCup-Klassen in Steutz/Sachsen- Anhalt gelang es vielen unserer Jugendlichen, vordere Plätze zu erreichen. Besonders erwähnenswert finden wir jedoch die Plätze 1 und 2 durch Konrad Wagler und Robert Aniol in der electric class zum Bundesjugendausscheid 2000 in Laucha.

Die Technik wird zu jeder Epoche ihre Auswirkung auf Kinder und Jugendliche gehabt haben. Heute allerdings dominieren Computer und Internet deren Freizeitgestaltung in einer ungleich stärkeren Weise - fast jeder Jugendliche wird davon erreicht, und weniger denn je veranlassen die damit einhergehenden Produkte der Unterhaltungsindustrie sie zu kreativem Handeln. Hier können wir mit dem Modellbau gegensteuern: dieser gibt dem Jugendlichen die Möglichkeit, etwas selbst zu erschaffen; es entsteht etwas, was vorher in der Form noch nicht da war. Er erfährt das Gefühl "...das habe ich selbst gemacht..." - ein außerordentlich wertvolles Gefühl in unserer reizüberfluteten Zeit. Dass darüber hinaus durch die Teilnahme an Wettbewerben eine Kultur der Anerkennung über den Sport geschaffen ist, ergibt einen weiteren Pluspunkt für den Modellflug.

Jugendliche, die Mitglied in einem Verein sind, binden dort einen Teil ihrer Freizeit. Auch deshalb ist es wichtig, ihr Interesse an dem Hobby möglichst lange wachzuhalten; Erfolgserlebnisse tragen dazu ungeheuer viel bei. Das größte können wir ihnen beim Erlernen des Fernlenkens verschaffen: es sollte ohne Gefährdung des eigenen Flugmodells geschehen und sich nicht länger als über einen Zeitraum von 2 bis 3 Monate erstrecken ... die Jugend von heute ist kurzweilig orientiert. Unser Verein hat bei der Schulung gute Erfahrung mit den Schritten Modellflugsimulator und Lehrer- Schüler-Technik gemacht, wobei uns die Anwendung des Elektro-Seglers sehr hilft (s.o.).

Modellflug ist Sport, und zwecks Unterstützung von Wettbewerben wie auch bei der Bezuschussung der Übungsleiter in Form der sogenannten Übungsleiterpauschale sind die Landessportbünde gefragt. Aber auch die Kommunen und die Jugendämter in der Stadtverwaltung bzw. im Landratsamt sind an einem Freizeitangebot für Jugendliche der Region durch eine aktive Jugendarbeit der Vereine interessiert. Wir hatten uns recht bald nach der Wende bei dem zuständigen Jugendamt um den Status Träger der Freien Jugendhilfe bemüht, Voraussetzung dafür waren eine ansprechende Jugendarbeit, unterstützt durch Zusatzangebote wie Jugend- Freizeitwoche, Projekttage Luft- und Raumfahrt für Schulen und Mitwirkung bei Stadt- und Heimatfesten. Dies erfordert ein nicht geringes Engagement der Vereinsmitglieder ... und bei weitem nicht alle sind dabei. Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle Rudi Zimmermann, der für sein langjähriges Engagement im Bereich der Jugendarbeit sogar von der FAI ausgezeichnet wurde. Jeder Mitstreiter aber fühlt sich belohnt durch eine stabile Mitgliederzahl im Jugendbereich (35 per 01. August 2002), durch eine zunehmende Anerkennung der Vereinsarbeit seitens umliegender Kommunen und des Landratsamtes sowie deren Förderung, und natürlich durch Wettbewerbserfolge der Jugendlichen selbst.

Zu letztgenanntem Parameter haben wir allerdings eine eigene Philosophie: Selbstverständlich freuen wir uns über jeden Wettbewerbserfolg unserer Jungen. Wir glauben aber auch, dass wir uns mit den reichlich 30 Jugendlichen, die ihre Modelle selbst gebaut haben und fliegerisch beherrschen - aber noch keine Spitzenergebnisse brachten - nicht verstecken müssen hinter einem Verein, der 3 Jugendliche betreut und davon einen zum Spitzenergebnis führte (Europameister oder gar mehr) ... es ist einfach Ansichtssache.

Resümee

Der Modellflug in seinem außerordentlich breiten Spektrum bietet verschiedenste Betätigungsfelder: sie reichen vom Interesse an der Aerodynamik über Freude am Bau des Modells oder dessen Beherrschung im Spiel mit den Kräften der Natur bis hin zum rein sportlichen Ehrgeiz. Uns alle, die wir hierher nach Pirna zur Teilnahme an der F3J- Meisterschaft 2002 gekommen sind, vereinen diese Bindungen zur Fliegerei; sorgen wir dafür- ein jeder nach seinen Möglichkeiten- dass uns die Freude an diesem Gebiet auch in Zukunft ungetrübt erhalten bleibt.

Hans Langenhagen - Rossendorf, im August 2002


Fußnoten/Literatur

*)Nach 1948 wurde im Ostteil Deutschlands die Länder-Verwaltungsstruktur in kleinere Einheiten - sogenannte Bezirke - umgewandelt. Dies geschah in erster Linie mit dem politischen Ziel, eine personelle Erneuerung in den Behörden durchzusetzen.
**)In allen sportlichen Vergleichen ist der Begriff Wettkampf üblich, dies galt in der DDR auch für das Vergleichsfliegen im Modellflug. Nach der Wende lernten wir auf Wettbewerb um - ein Begriff, der eigentlich für Vergleiche auf wissenschaftlich-kulturellen Gebieten gilt, wie z.B. für Architekturwettbewerb, Jugendforscht-Wettbewerb, Musikwettbewerb.
[1]Volkers, D.F.
Preliminary Results of Windtunnel Measurements on some Airfoil sections at Reynolds Numbers between 0.6*105 and 5.0*105.
Memorandum M-276, Delft University of Technology, Department of Aerospace Engineering, June 1979
[2]Althaus, D.
Profilpolaren für den Modellflug
Neckar- Verlag Villingen, 1980
[3]Langenhagen, H. und J. Slotta
Vermessungsergebnisse an Eppler-Profilen und Konsequenzen für den Modellentwurf
modellbau heute, H.11/1981, S.14 ...16 und H.12/1981, S. 12...13.
[4]Altwein, R., Langenhagen, H. und G. Thiele
Schalenbauweise - eine mögliche Technologie für GFK-Tragflügel
modellbau heute, H.6/1981, S. 16...19.


Rudolf Zimmermann ist Mitbegründer des Vereins MFC Rossendorf e.V. Dessen Gründungsjahr ist mit 1967 datiert. Er entstand seinerzeit als Sektion Flugmodellsport der GST-Grundorganisation des Zentralinstitutes für Kernforschung Rossendorf.

Die Entwicklung des Vereins ist unmittelbar mit Rudis Tätigkeit verbunden. Schon während der Anlaufphase, in welcher die spätere fachliche Richtung Fernlenkmodell-flug noch gar nicht festgelegt war, öffnete der Verein die Werkstatt für die Siedlungskinder: vom kleinen Boot für die Badewanne bis zum Vogelhäuschen wurden zunächst alle Wünsche erfüllt.  Erst allmählich gelang es, das Interesse auf’s Thema Fliegen zu bringen, und da blieb zu dieser Zeit nur die Freiflug- Sparte übrig.  

Da sowohl jedoch die Kinder Lust auf Vergleichsfliegen hatten, die Betreuer andererseits auch  Interesse am Erfahrungsaustausch, passte das zusammen und es gab über mehrere Jahre Fahrten in die nähere Umgebung zu Freiflug-Wettkämpfen (Bautzen-Klix, Zittau, Großenhain)  … wobei  hier erstmalig Rudis Zusatzfähigkeiten zum Tragen kamen: er hatte die Fahrerlaubnis für LKW plus Personenbeförderung!

Auch die 60. POS Bühlau – das war die für die Rossendorf-Kinder bis zu deren 14. Lebensjahr zuständige Schule – war’s zufrieden; konnte der Direktor doch einen unverhofften AG-Zugewinn bei geringstem Eigenaufwand an das Schulamt melden.

Der Modellbau stellt ein Gebiet dar, was regelrecht dazu herausfordert, Ideen zur Verbesserung bestimmter Technologien oder gar Produkt-Parameter zu kreieren. Das gilt insbesondere im Fall von Teamarbeit. Vergleichsweise zum manntragenden Segelflug sind diese im Modellflugbereich meist auch rasch umsetzbar, wobei sich dann in vielen Vergleichsfliegen (Wettkämpfen)  der „Wahrheitsgehalt“ der Maßnahme erst noch beweisen muss. Solche Innovationen, an denen Rudi Zimmermann aktiv mitwirkte, waren schließlich Gründe für erste Veröffentlichungen zur Vereinsarbeit [AZ79]; DLZ80]; [ALT81]. Auch das mag zum Urteil eines Luftfahrt-Journalisten beigetragen haben, der die Situationen der Flugmodell-Sektionen im Bezirk Dresden nach der Wende einschätzte, [Brem98]:

„In und um Dresden bildete sich ein großer Interessentenkreis. Die führende Sektion war Rossendorf. Sie untersuchte neue Technologien und führte den Bau der komplizierten Tragflächen in GFK-Schalenbauweise ein.“

Im Falle dieser Schalenflügel-Entwicklung  kam der “Wahrheitsgehalt“ übrigens international geprüft zurück: anlässlich der F3B-WM 1983 (York/UK) wurde diese Bauweise von der F3B-Mannschaft der BRD als Neuheit vorgestellt …

Den Jugendlichen gefielen die erweiterten Anforderungen auf dem Gebiet des RC-Flugs, und so galt der Betreuung auch auf diesem anspruchsvolleren Gebiet größte Aufmerksamkeit zu schenken. Die Anforderungen wuchsen und wurden insbesondere von Rudi Zimmermann mit großem Einsatz wahrgenommen. Schon in den letzten DDR-Jahren, vor allem aber in den ersten 20 Nachwendejahren gab es eine regelrechte „Sogwirkung“ bei den Jugendlichen … die Zahl wuchs rasch auf 25 bis 30 Mitglieder an.

Viele von ihnen nahmen nun aktiv teil an Jugendwettbewerben des DAeC (mfcR-Platz, Steutz, Laucha). Dabei unterstützten die Betreuer bereits hinsichtlich des Transports, auf jeden Fall aber während der gesamten Trainings- und Wettbewerbswoche, und auch die Bildung kam nicht zu kurz (Junkersmuseum, Bauhaus). Sofern möglich, fuhren die größeren  Jugendlichen - manchmal bis zu 6 – bereits selbständig deutschlandweit zu Wettbewerben in den Leistungsklassen F3B und F3J. Aber auch hier ging nichts ohne Betreuung, selbst wenn es manchmal nur Reparaturhilfen oder die Akkupflege bei Vor- und Nachbereitung betraf.

Andererseits waren auch Jugendliche dabei, die sich für Fragen interessierten, die über den klassischen Modellbau / Modellflug hinausgingen. Sie griffen diese, meist am Rande des Gebietes liegenden Fragen, auf, bearbeiteten sie und reichten sie entweder als  besondere Lernleistung in ihrer Schule ein, präsentierten sie beim Wettbewerb Jugend-forscht oder/und meldeten sie als Vortrag bei einer DGLR-Nachwuchs-Tagung an [mfcr-hp > Projekte >  Jugendprojekte]

Ob nun sportliche Aktivitäten oder Projekte-Bearbeitung – die Betreuungskapazität war ausgeschöpft. Abhilfe brachte die Schaffung einer ABM-Stelle in der Zeit von 1998 bis 2004, die für Rudi Zimmermann endlich auch praktikable Erholungszeiten sicherte.

Über Sinnfälligkeit und Wert der geschilderten Betreuungstätigkeit gab es schon immer  unterschiedliche Meinungen (und wird es immer geben): das Spektrum reicht von „purer Freizeitspaß“ bis „sinnvolle Jugend-Förderung“. Häufig erhielten wir dazu – meist über die Eltern – die erfreuliche Rückmeldung, dass das Hobby Modellbau bei der Lehrstellenbewerbung positiv bewertet wurde ... nicht nur der geschulten handwerklichen Fähigkeiten wegen, sondern insbesondere auch, weil eine mehrjährige Ausübung, bis hin zur Teilnahme an Vergleichsfliegen, für Kontinuität spricht, für Ausdauer und Geduld, die schon in den vergangenen Jahren bei Jugendlichen nicht mehr als selbstverständlich galt. Und natürlich bestärkten uns solche Rückmeldungen darin, diese Art der Jugendarbeit fortzusetzen bzw. zu verbessern.

Eine entsprechende internationale Meinung klingt ähnlich. So äußert sich Mike Colling, früherer Vorsitzende der British Model Flying Association (BMFA) und langjähriger Leiter des CIAM-Education Commitees im Internationalen Luftsportverband FAI [web_1]:

…. Modellbau und Modellfliegen kann  jedoch viel, viel mehr sein. Für einen Jugendlichen kann es viele neue Türen zur großen Welt der Luftfahrt und Technik öffnen. In Großbritannien nutzt die BMFA in Zusammenarbeit mit British Aerospace Modellbau- und Flugwettbewerbe in Schulen, um das Interesse am Ingenieurwesen und an der Technologie durch das Fliegen zu fördern. …

…  Eine große Anzahl von Universitäten erkennt den Wert eines Modelldesign- und Bauprojekts als eine gute und kostengünstige Methode, um Studenten in der Problemlösung und im Management eines Projekts zu schulen. ..

Genau solche positiven Einflüsse auf die persönliche/berufliche Entwicklung mancher  ehemals jugendlichen Mitglieder konnten auch wir beobachten, und darüber waren Rudi und ich immer erfreut und auch ein wenig stolz darauf.

Seit dem Übergang von der GST-Sektion zum eingetragenen Verein bekleidete R. Zimmermann die Funktion als Jugendleiter; hierfür kam ihm die Qualifikation als Fachübungsleiter Modellflug, Lizenz-Nr. 1B0303-SN436 zugute. Darüber hinaus besaß er schon in der DDR die Schiedsrichter-Qualifikation Stufe1, Lizenz Nr. B-162. Viele DDR-Wettkämpfe und -Meisterschaften leitete er in der Funktion als Sportlicher Leiter, aber auch sechs Leistungsklasse-C-Wettbewerbe des DAeC, Modellflugklasse F3B von 1991 – 96. Die in 1998 und 1999 vom MFC Rossendorf  e.V. in der Modellflugklasse F3J ausgerichtete EM/WM – Qualifikationswettkämpfe sowie die darauf folgenden zweimaligen Deutschen Meisterschaften 2002 und 2003 trugen eindeutig seine Organisations-“Handschrift“.

Rudi Zimmermann gehört jedoch auch zu den Akteuren der vom MFC Rossendorf e.V. seit 1994 für Schulen durchgeführten Projekttage Modellflug und Luftfahrt (3 ...5 Schulen pro Jahr), die inzwischen sogar international Beachtung finden [web_2]. Hier, aber ebenso in die anlässlich von Sport- und Heimatfesten durchgeführten Vereinspräsentationen passen hervorragend seine legendären Styropor-Gleiter, deren Vorschnitte die Kinder unter Anleitung zusammen bauen. Unter großem Spaß findet dann die Flugerprobung statt, und nicht selten wird diese in der heimatlichen Turnhalle um die weiteste Strecke fortgesetzt.

Anlässlich der Verleihung des Jokers im Ehrenamt an Rudi Zimmermann, 09. Juli 1999, Pillnitz, bemerkte Staatsminister Dr. M. Rößler in seiner Rede:

Wir ehren Sie und die anderen Ehrenamtlichen heute nicht nur für das, was Sie konkret gemacht haben, wir haben Hochachtung vor der Haltung, die dahinter steht. Sie praktizieren Bürgersinn, ohne den die Demokratie nicht leben kann

Rudi Zimmermann war ein genialer Praktiker und ein Macher-Typ; seine Hilfsbereitschaft war sprichwörtlich. Diese Eigenschaften förderten nicht nur die Vereins-Jugendlichen. Sie kamen allen zugute. Sie hatten maßgeblich Anteil an der Entwicklung des Modellflugclub Rossendorf e.V.
Seine Kameraden werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Rossendorf, am 25. Mai 2021                                          Hans Langenhagen

Ehrungen

970919            Silberne Ehrennadel des Deutschen Aeroclubs(DaeC) am 19.9.1997 anläßlich seines 70. Geburtstages                       

990709            Joker im Ehrenamt

011201            Goldene Ehrennadel des LSB Sachsen

030124            FAI-Goldmedaille; Verleihung zur Luftsporttagung Jan. 2003

070919            Ehrenmitgliedschaft des Modellflugclub Rossendorf .e.V.

 

Literaturhinweise

[Brem98]        Lothar Brehmer 1998 in Luftfahrt in Sachsen - ein historischer Abriß, UniMedia GmbH

[AZ79]             Altwein, R. und W. Zimmermann,   Acht Tipps für den Flugmodellbau,  modellbau heute, Berlin, H.11/1979, S.13-14

[DLZ80]         Dienel, W., Langenhagen, H. und Rudolf Zimmermann,  GFK-Technik im Flugmodellbau, modellbau heute, Berlin, H.2/1980, S.12-15

[ALT81]          Altwein, R., Langenhagen, H. und G. Thiele, Schalenbauweise – eine mögliche Technologie für GFK-Tragflügel, modellbau heute, Berlin, H.6/1981, S.16-19

[web_1]          Colling, M.,  Why Have an Education Programme?, https://www.fai.org/sites/default/files/documents/cf2000.pdf 

[web_2]          THE AEROMODELLING AND AERONAUTICS PROGRAMME – IN SCHOOLS  22 Sep 2020

https://www.fai.org/news/aeromodelling-and-aeronautics-programme-%E2%80%93-schools

 
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