Gedanken zum Bau einer Fernwelle

Norbert Brückner

Standardmäßig befindet sich der Motor eines RC-Flugzeugs vorn, zumindest bei den einmotorigen. Bei einem Nurflügel sieht es dahingegen ganz anders aus. Die meisten davon haben den Motor im Heck untergebracht, wie es aus flugmechanischer Sicht auch richtig ist, wenn auf Seitenleitwerk oder Winglets verzichtet wird. Wer das nicht glaubt, sollte sich den aufschlußreichen Artikel von John Jost „Die Horton IX-oder die Krux mit der Seitenstabilität“ einverleiben.  

Mit der Montage am Flugzeugheck ist es allerdings noch nicht getan, denn jetzt ist die Schwerpunktlage des Modells zu beachten. Da Nurflügler sehr sensibel auf eine falsche, d.h. hecklastige Schwerpunktlage reagieren, ist dem rechtzeitig vorzubeugen. Aus dieser Not heraus ist bei einigen Nurflügelmodellen der Motor weit in Richtung Nasenleiste verschoben, und für die Luftschraube wurde die Tragfläche extra eingeschnitten. Da stimmt der Schwerpunkt, das Modell sieht aber etwas skuril aus und erfährt zudem eine mechanische Schwächung im Bereich der Flügelwurzel, was auch nicht erstrebenswert ist.  

Somit ist der Gedanke naheliegend, den Motor soweit wie möglich nach vorn zu schieben und die Luftschraube mittels Fernwelle anzutreiben. Dann ist die korrekte Schwerpunktlage leichter zu erreichen, und die Luftschraube ist dort, wo sie hingehört. Die praktische Realisierung ist allerdings nicht so einfach, wie auch viele Beiträge in den entsprechenden Foren bezeugen. Bei genauer Betrachtung ergeben sich folgende Probleme:

  1. Motor und Luftschraube benötigen ein Lagerschild. Während der Motor einfach stirnseitig an eine Halterung angeschraubt wird, sollte die Luftschraube über ein Kugellager geführt werden. Das bedingt aber eine Fluchtung der beiden Lagerstellen. Ein massiver und damit masseintensiver Materialeinsatz verbietet sich an dieser Stelle. 
  2. Die zum Einsatz kommende Fernwelle sollte leicht sein, zugleich aber eine beidseitig sichere Klemmverbindung garantieren. Überlegungen, als Welle einen Kohlenfaserstab einzusetzen schlugen fehl.  Die Klemmverbindungen zum Motor und zur Luftschraube sind auf die Dauer nicht beständig, und der Kohlestab (Rohr)  zerfällt. Ob ein Massivstab besser geeignet ist, wurde gar nicht erst versucht. Daher kommt der bewährte Stahldraht wieder zum Einsatz.
  3. Aus berechtigtem Zweifel, dass die Lagerstellen nicht miteinander fluchten, formuliert sich der Wunsch nach einer elastischen Kupplung.  Auch dazu wird in den Foren viel geschrieben. Aus dem Schiffsmodellbau sind Lösungen bekannt, deren Baugröße und Masse sind jedoch für ein Flugmodell größtenteils unakzeptabel. Daher bleibt nicht viel anderes übrig, als mit Gefühl und Augenmaß die Bauteile händisch auszurichten. Entscheidend dabei ist die Verbindung zwischen Motor und Fernwelle. Erste Versuche mit dem Klemmstück einer Lüsterklemme waren über eine Saison erfolgreich, eine speziell angefertigte Buchse mit einer entsprechenden Passung verrichtet ihren Dienst aber wesentlich zuverlässiger.
  4. Bei kurzen Fernwellen ist man mit etwas Geduld bald am Ziel, bei längeren kommen jedoch Zweifel auf, ob diese Konstruktion aus dynamischen Gründen einen Dauereinsatz in der Luft übersteht. Dabei ist selbst schon die Frage, was eine kurze oder lange Welle ist, nicht leicht zu beantworten.  

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